Meerwasser
Leicht zu pflegen, vermehrbar, aber nicht ganz ohne …
Die filigranen Schlangensterne sehen nicht nur wunderschön aus, sondern bieten auch faszinierende Beobachtungsmöglichkeiten. Der Olivgrüne Schlangenstern etwa verfügt über ein raffiniertes Beutefangverhalten. | von Rolf Hebbinghaus
In der Regel spielen Schlangensterne in Riffaquarien zwar keine herausragende Rolle, aber verzichten möchte man auf sie nicht. Einige von ihnen sind hübsch gezeichnet, aktiv sind viele allerdings fast nur in der Nacht. Ihr Geruchssinn für Aas oder Futterreste – auch Fischkot wird nicht verschmäht – ist etwa ebenso fein wie der von Garnelen. Auf ihren nächtlichen Streifzügen durchs Aquarium sammeln sie selbst kleinste Partikel ein, womit sie ihren Ruf, sehr effiziente Restevertilger zu sein, fraglos verdienen. Von den übrigen Bewohnern im Riffaquarium werden Schlangensterne, abgesehen von einigen Kleinformen, in aller Regel nicht belästigt.
Die meisten Arten erreichen einen Scheibendurchmesser von 1–2 cm. Mit einer Scheibengröße bis zu 5 cm und einer Armlänge von gut 25 cm dürfte der im Indopazifik weit verbreitete und häufig eingeführte Olivgrüne Schlangenstern (Ophiarachna incrassata) die weltweit größte Schlangensternart mit unverzweigten Armen sein. Allerdings nur nach der Körpermasse, denn manche zarten Arten besitzen extrem lange Arme. Bei ausreichendem Futterangebot wächst der Olivgrüne Schlangenstern auch im Aquarium auf seine Maximalgröße heran, teils in nur 3–4 Jahren. Er kann mindestens 15 Jahre alt werden.
Der kleine Blaue mit den Froschaugen
Prachtvoll gekleidet wie die gleichnamigen hohen Beamten der Qing-Dynastie im Kaiserreich China, fasziniert uns der Mandarinfisch nicht minder durch sein außergewöhnliches Verhalten! | von Rolf Hebbinghaus
Als ich ihn das erste Mal, vor annähernd 50 Jahren, in einer Lünener Zoohandlung sah, war ich sofort von ihm überwältigt: In einem mit Krustenanemonen und diversen Rotalgen besetzten, würfelförmigen Schaubecken von etwa 200 l Inhalt schwirrte er mit seinen großen, azurblauen Brustflossen und in senkrechter Körperhaltung vor dem steilen Felsaufbau in kleinen Sprüngen hin und her – fast wie ein Kolibri. Einen Moment lang waren seine beiden großen, äußerst beweglichen Augen auf einen unmittelbar vor ihnen liegenden Punkt gerichtet, dann wechselte ein Auge kurz prüfend zu mir hinüber, und schon ging es mit einem kleinen Satz weiter. Plötzlich pickte er mit seinem Schnabelmaul etwas auf. Das Gestein dort war mit kurzen, borstigen Grünalgen bewachsen: Ein wunderschöner, klein bleibender und obendrein leicht zu pflegender Algenfresser für mein bescheidenes Heimaquarium? Das war jedoch etwas zu viel erhofft …
Lederröhrenwürmer
Sessile marine Organismen und viele mobile Meeresbewohner mit geringem Aktionsradius stehen bezüglich der geschlechtlichen Fortpflanzung vor dem gravierenden Problem, wie die männlichen Spermien zu den weiblichen Eizellen finden können, um deren Befruchtung zu gewährleisten – oft liegen beträchtliche Distanzen zwischen den jeweiligen Exemplaren. | von Rolf Hebbinghaus
Wenn Aquarianer von Röhrenwürmern sprechen, so sind damit in aller Regel die sesshaften Vielborster (Polychaeta) der zwei Ringelwurm-Familien Sabellidae und Serpulidae gemeint. Dagegen findet man die Bezeichnung „Röhrenwürmer“ in der wissenschaftlichen Literatur kaum, wohl nicht zuletzt deswegen, weil es im Meer wie auch im Süßwasser noch andere Glieder- oder Ringelwürmer (Annelida) gibt, die dauerhaft oder zeitweise in selbst gebauten Röhren leben, jedoch in Körperbau und Lebensweise deutlich von „unseren“ Röhrenwürmern abweichen, so z. B. die Spionidae, manche Arten der Terebellidae oder die in der Tiefsee mit Schwefelbakterien in Symbiose lebenden Bartwürmer – oder auch, im Süßwasser, der bekannte Bachröhrenwurm (Tubifex). Sie alle gehören zum Tierstamm Annelida. Doch nur die Sabelliden und die Serpuliden besitzen einen komplexen, aus vielen Tentakeln bestehenden Fangfächer.
Festschmaus mit Seegurken
Seegurken gehören nicht unbedingt zu den „Hinguckern“ unter den marinen Wirbellosen. Die meisten der mehr als 1.700 Arten sind eher unscheinbar und wenig attraktiv. Auch das sehr eingeschränkte Verhaltensspektrum der Sediment- oder Planktonfresser während des größten Teils ihres Lebens ist kaum dazu geeignet, den Blick des Betrachters zu fesseln. Es geht aber auch anders, wie unser Autor und seine Tochter bei einem Nachmittag-Tauchgang am Hausriff von „Stollis Tauchbasis“ in der Bucht von Tamariu an der Costa Brava erleben durften! | von Helmut Göthel
Hauptdarsteller eines einzigartigen Naturspektakels sollten zahllose Röhrenseegurken (Holothuria tubulosa) werden. Die bis 35 cm lange Art aus der Familie Holothuriidae ist dunkelbraun bis braunviolett gefärbt und kann manchmal fast schwarz wirken. Nicht selten sehen die Tiere eher gräulich gefärbt aus, was durch einen von der Haut ausgeschiedenen Schleimfilm bewirkt wird, der oftmals mit Sand, Algenteilen und sogar Muschelbruch verkrustet sein kann. Die Art ist im gesamten Mittelmeer und im angrenzenden Ostatlantik verbreitet und sowohl auf Hartböden als auch auf verschiedenen Sedimentböden und Seegraswiesen in einer Tiefe von wenigen Metern bis mindestens 100 m anzutreffen.
Die Farbwechselnde Gorgonie (Paramuricea clavata) – eine mediterrane Hornkoralle mit einzigartiger Fortpflanzungsstrategie
Sessile marine Organismen und viele mobile Meeresbewohner mit geringem Aktionsradius stehen bezüglich der geschlechtlichen Fortpflanzung vor dem gravierenden Problem, wie die männlichen Spermien zu den weiblichen Eizellen finden können, um deren Befruchtung zu gewährleisten – oft liegen beträchtliche Distanzen zwischen den jeweiligen Exemplaren. | von Helmut Göthel
Geschlechtliche Fortpflanzung sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen ist nur möglich, wenn Samen- und Eizellen zusammentreffen und miteinander verschmelzen. Durch Zellteilung entstehen dann aus den befruchteten Eizellen Embryonen, aus denen letztlich die Individuen der nächsten Generation heranreifen. Bei mobilen Tierarten an Land wird dies dadurch sichergestellt, dass fortpflanzungsbereite Tiere beider Geschlechter einander aufsuchen und das männliche Sperma durch innere oder (bei Amphibien) äußere Befruchtung übertragen wird. Bei mobilen Wasserbewohnern findet man eine innere Befruchtung z. B. bei Plattwürmern, Schnecken und Kopffüßern. Bei den meisten Fischen und Amphibien dagegen geben Männchen und Weibchen mehr oder weniger zeitgleich und dicht aneinandergeschmiegt Eier und Sperma ab, woraufhin dann direkt die äußere Befruchtung stattfindet.