Wasserdicht
Längenmessung mit Thermometer
von Sebastian Wolf
Viele Manuskripte über Aquarienfische beinhalten Längenangaben. Nicht nur die aus der Literatur, sondern oft auch die der selber gehaltenen Tiere. Wegzudenken sind sie kaum, und sie gehören zur Dokumentation, insbesondere von seltener gepflegten Arten, irgendwie dazu. Wie gehen die Autorinnen und Autoren beim Messen eigentlich vor? Sicher ist das auch abhängig von der Gesamtlänge der Tiere sowie deren Temperament. Das Herausfangen und Auf-ein-Lineal-Legen stellt sich nicht immer als gut durchführbar heraus: Viele Fische springen hin und her, da besteht Verletzungsgefahr.
Ein Fotoapparat jedoch kann auch beim Messen nützlich sein. Recht simpel erfolgt das mit einem Lineal, das man mit dem Tier in einen Eimer gibt und von oben ablichtet. Bei entsprechend relaxtem Verhalten können kleinere Fische auch in ein Glas- oder Plastikschälchen gesetzt werden und man schiebt das Lineal darunter.
Wenn Fische nicht herausgefangen werden sollen, gibt es eine weitere Methode, die mir durch Zufall in den Sinn kam, als ich ein wenige Wochen altes Jungtier des kleinen Lebendgebärenden Zahnkarpfens Phallichthys tico fotografierte, das direkt an der Frontscheibe stand, in Erwartung von Futter. Zufälligerweise fotografierte ich das frei treibende Thermometer gleich mit. Nachdem mir die Komposition – Fisch mit Thermometer – auffiel, maß ich einmal dessen Skalierung. Der Abstand zwischen zwei Strichen (der für je 1 ºC Temperaturunterschied steht) entsprach ziemlich genau einem Millimeter. Bequem lässt sich so am Bildschirm durch das Messen des Jungfisches und den Abgleich, wie vielen „Thermometer-Strichen“ das entspricht, die Fischlänge recht gut, schnell und ganz ohne Herausfangen bestimmen. Voraussetzung ist, dass Fisch wie auch Thermometer möglichst nah an der Scheibe stehen. Davon abgesehen ist es praktischerweise egal, welche Position der Fisch zum Thermometer einnimmt, und auch leicht verschmutzte Thermometer taugen noch als Maßstab, wie das Bild beweist. Man muss nur den Abstand zwischen den Strichen ermitteln.
Diese indirekte Messweise funktioniert natürlich am besten mit nicht scheuen Tieren, die auf Futtergaben hoffen. Und wer es ganz genau wissen will, kann sogar noch zwischen KRL (der Länge von Schnauze bis Schwanzflossenansatz) und der GL (inklusive Schwanzflosse) unterscheiden. Praktisch!
Ersatzteile aus dem 3-D-Drucker
von Sebastian Wolf
Mit dem neuen Recht auf Reparatur will man Abfälle vermeiden und die Herstellung nachhaltiger Geräte fördern. So weit, so gut, aber was ist, wenn die Geräte zu lange halten und man trotz einer reparaturfreundlichen Bauweise keine Ersatzteile mehr bekommt? In manchen Fällen existiert die Herstellerfirma nicht mehr, oder für das betroffene Gerät werden keine Ersatzteile mehr gelagert.
Dieser Fall ist auch bei den Membranen der japanischen Teich-Luftpumpe ShinMaywa eingetreten. Das Modell
ASP-40 wurde unter Patent von der südkoreanischen Firma Toshi auch in Europa vertrieben und gelangte über die Niederlande nach Deutschland. Wie alt die Pumpe tatsächlich ist, konnte der Teichbesitzer, um den es hier geht, nicht beantworten, er selbst besitze sie aber seit mindestens 20 Jahren. Nachdem der Besitzer sämtliche einschlägigen Läden und Händler im Umkreis von 100 km kontaktiert und keinen Erfolg mit seiner Suche nach Ersatzmembranen hatte, wandte er sich an das Aquatorium Projekt (das Aquaristische Laboratorium). Die Pumpe war in Ordnung und nur die Membranen aus EPDM-Kautschuk hatten an Elastizität verloren und waren gerissen, was beim Dauereinsatz am Teich nicht ungewohnt ist. EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer) ist ein synthetischer Kautschuk, den man leider thermisch nicht drucken kann.
Nach der ersten Inspektion fiel auf, dass – im Gegensatz zu neueren Luftpumpen, wie z. B. HiBlow – ein Abschaltmechanismus bei Membranriss noch nicht verbaut wurde (das könnte eventuell der Grund sein, warum diese Pumpe nicht mehr zeitgemäß ist und es keine Ersatzteile mehr dafür gibt). Nach ersten Überlegungen bot sich die Möglichkeit an, eine Adapterplatte aus Metall anzufertigen und darauf Luftkammern und Membran eines anderen Herstellers anzubringen. Die zweite Überlegung war, mithilfe einer Gussform die Ersatzmembran selbst aus Silikon zu gießen. Letzterer Gedanke führte schließlich zum Plan, die gerissene Membran aus Elastomer mittels 3-D-Druckverfahren anzufertigen. Ich hätte gerne eine Ersatzmembran aus Silikon getestet, aber leider gibt es konventionell noch keine Möglichkeit, thermoplastisch Silikon zu drucken. PEBA (Polyetherblockamid) ist eine Option als Material für den 3-D-Drucker, hat aber seinen Preis und wenn man bedenkt, dass man für einen Testdruck trotzdem eine ganze Rolle kaufen muss, war klar: Eine Alternative musste her.
Die Entscheidung fiel auf TPU, Thermoplastisches Polyurethan. Das Material ist nicht so elastisch wie EPDM-Kautschuk, lässt sich aber sehr gut verarbeiten und ist kostengünstig. Um die fehlende Elastizität zu kompensieren, wurde die Membrandicke im Vergleich zu der alten Membran reduziert. Für die Anfertigung von zwei Ersatzmembranen wurden 12 g an Material benötigt, was Kosten von ca. 45 Cent entspricht. Gedruckt wurde mit Elego Neptun 4, das Modell wurde mit Autodesk Fusion 360 erstellt. Sollte jemand die gleiche Pumpe besitzen und Ersatzmembranen benötigen, kann er sich gerne an
von Ivan Simeonov
Filtermatten, aber nicht als Filtermaterial
von Sebastian Wolf
Erfahrene Aquarianerinnen und Aquarianer neigen dazu, möglichst viel von dem, was in der Praxis nicht mehr benötigt wird, aufzubewahren. Denn irgendwann braucht man es garantiert wieder. Vielleicht sollte nicht mit jedem technischen Equipment so verfahren werden, es sei denn, man findet Gefallen daran, dass die Sicherungen herausfliegen, oder begibt sich gerne in akute Gefahr. Beschäftigen wir uns lieber mit Ungefährlichem (nicht elektrischem) Material: Hier gibt es Diverses, das sich zweckentfremden lässt und nützliche Dienste verrichten kann, die einem erst im Lauf der Zeit einfallen.
Die universelle Quelle neuer Möglichkeiten ist für mich Filterschaumstoff (Porengröße: unwichtig). Beim Zuschneiden von Filtermatten oder -blöcken fallen Reste an, oder man muss alte Matten gegen neue austauschen. Der Matten-Ausschuss unterscheidet sich also im Wesentlichen darin, ob das Material neu oder bereits gebraucht ist. Abgesehen von der Verwendung als Putzschwamm ist das für so gut wie alle Zwecke unerheblich, allerdings hat es Vorteile, sehr schmutzige, alte Filtermatten zu putzen (auszuwaschen). Wer das nicht will, sollte gebrauchte Matten immerhin etwas abklopfen und gründlich trocknen lassen, denn idealerweise werden gelagerte Matten abgedeckt oder luftig verpackt (über Jahre völlig offen herumstehend sind sie ansonsten grandiose Staubfänger).
Nachfolgend eine Aufzählung der Funktionen, für die ich Mattenreste bisher eingesetzt habe. Mit scharfen Küchenmessern oder Rasierklingen lässt sich der Schaumstoff hervorragend schneiden.
Pflanzen
- Substratersatz in Becken ohne Bodengrund oder Pflanztöpfe und als Unterlage für Aufsitzer
- Besiedlungsfläche für Moose, auch über Wasser
- Entfernen von Algen auf robusten Blättern
Fische & Wirbellose
- Eiablage (Haftlaicher, Substratlaicher)
- Unterstützung beim Schaumnestbau (trockene Matten, auf der Oberfläche treibend)
- Gazeersatz (Wasserumwälzung) bei Selbstbau-Einhängekästen zur Jungfischaufzucht
- Höhlen und Verstecke (mit leichtem Stein beschwert)
- Unterstand an der Oberfläche (trockene Matten), auch während der Eingewöhnungsphase
- Weideflächen (Aufwuchs; alte, schmutzige Matten sind besonders geeignet)
- Sichtbarrieren oder „Trennwände“ bei aggressiven bzw. territorialen Individuen
Technik & Einrichtung
- Unterlage und Sicherung stärker vibrierender Membranpumpen
- Fixierung und Dämmung von Luftschläuchen und Kabeln, die in Kontakt zu Scheiben und anderem Material sind Abstandshalter zur Vermeidung oder Füllmaterial zum Schließen enger Spalten im Aquarium (z. B. Einhängekästen, Innenfiltergehäuse, Heizer)
- Dämpfung von Filtergeräuschen (z. B. an der Aufhängung von Innenfiltern)
- Reduzierung starker Strömung, bei Motorfiltern oder Wasserstrahlen bei Wasserwechsel (grobporige Matte, auf Auslassrohr gesteckt und fixiert)
Unterlage schwerer Steine
Bodensubstrat
- Gestaltungselement, z. B. ansteigender Bodengrund (spart im hinteren Beckenbereich Substrat und wird von den Pflanzen ebenso durchwurzelt)
- Aquarienscheiben und Abdeckung
- Verschluss kleiner bis großer Öffnungen (Schlauchdurchführungen, Futterluken)
- Polsterung schwerer Abdeckscheiben
- Unterlage für kleine Becken bis ca. 10 l (Vorteil gegenüber Styropor ist die dunkle Farbe, wenn Substrat fehlt)
Sonstiges
- Sitz- und Haftgelegenheiten für Garnelen und andere Krebse während Transport
- Substrat in Futtertierkulturen, z. B. Grindal, Springschwänze, Glanzwürmer; Reinigung und Wiederverwendung der Matten jedoch energieaufwendig
- Reinigung von Glas und Plexiglas (nur mit neuen Mattestücken zu empfehlen)
- Abschrubben locker sitzender Beläge auf Steinen und Wurzeln
- Entfernen von Bakterienbelägen auf Plastikteilen und Zuleitungen
Vielleicht finden Sie in früheren DATZ-Ausgaben noch weitere Ideen oder haben eigene Anwendungsgebiete, die nicht aufgezählt sind. Ich bin mir recht sicher, dass es kein anderes in der Aquaristik verwendetes synthetisches Material gibt, das sich derart vielfältig einsetzen lässt.
Das ideale Moina-Wasser
von Sebastian Wolf
Es gibt eine Vielzahl an Anleitungen zur Zucht verschiedener Wasserfloharten, so auch zu Moina macrocopa. Wasserflöhe gelten gemeinhin als nicht überaus aufwendig in der Kultur, eine der wesentlichen Aufgaben (schön erläutert von Roland Schreiber in DATZ 12/2020) besteht darin, sich gut vermehrende Populationen regelmäßig auszudünnen.
Dennoch lief es länger nicht zufriedenstellend in meiner Zucht, die aus drei Glasbecken mit je 12 Liter Wasservolumen besteht: Teils war die Vermehrungsrate gut, teils war wenig Fortpflanzung festzustellen, immer wieder kam es in beiden Extremen zu einem rapiden Einbruch des Bestandes. Auch ganz verschiedene Futtermittel (Hefe, Filterschlamm, eine Chlorella-/Sojapulver-Mischung, Grünalgen-Wasser von draußen) erbrachten keine Verbesserung.
So setzte ich beim Wasser an, nachdem ich bis dato nur über Kohle gefiltertes, abgestandenes Leitungswasser verwendet hatte. Zum Einsatz kamen: Regenwasser mit einem Schuss Leitungswasser (oder ohne), Osmosewasser, das mit einer für Garnelen hergestellten Salzmischung re-ionisiert wurde, außerdem länger nicht gewechseltes Wasser aus einem weitgehend kahlen Fischzuchtbecken. Ergebnis: noch immer nicht zufriedenstellend.
Eine gewisse Faulheit führte doch noch zum nachhaltigen Erfolg: Direkt über den Moina-Becken steht ein voll bepflanztes, lange eingefahrenes 54-l-Aquarium, das hell beleuchtet wird und mit einem Lufthebefilter ausgestattet ist. Darin sind nur sporadisch ein paar Fischnachzuchten oder kleine Gruppen von Zuchttieren untergebracht. Seitdem ich Wasser daraus für die Moina nutze, laufen alle Behälter beständig stabil und regelmäßig kann ich Exemplare zum Verfüttern entnehmen. Die Moina-Behälter werden zeitversetzt alle zwei Monate komplett geleert und einfach per Schlauch mit dem Wasser des darüber stehenden Beckens befüllt. Als Neubesatz kommt ein halber Teelöffel Wasserflöhe aus einem der anderen Zuchtbehälter dazu. Nach ca. drei bis vier Wochen Wochen können dann wieder Tiere entnommen werden.
Ein paar Blasenschnecken putzen Boden und Wände, außerdem erhalten die Becken eine minimale Luftfilterung (eine Blase alle paar Sekunden). Arbeitsaufwand pro Behälter: in acht Wochen fünf bis sechs Minuten. Als Futter verwende ich nur noch Chlorella und Soja, das täglich oder alle zwei Tage gereicht wird. Zwar bin ich nicht esoterisch veranlagt und glaube nicht an magische Flüssigkeiten, bin aber überzeugt: Dieses Wässerchen aus einem eingefahrenen Aquarium, das ist wunderbar für Moina!
von Sebastian Wolf
Sicheres Wasserabsaugen
von Sebastian Wolf
Gelegentlich kommt die Frage auf, wie man in kleinen Aquarien mit winzigem Fischnachwuchs das Wasser ablassen kann, ohne die Jungtiere gleich mit zu entfernen. Die simpelste Methode ist, ein Stück feinporigen Filterschwamm auf den Schlauch zu stecken. Da auch Schwebstoffe mit angesaugt werden und sich im Schwamm ansammeln, sollte er bei Bedarf ausgewaschen werden, und ist er zu feinporig, behindert das den Wasserdurchfluss. Der Schlitz, in den man das Schlauchende steckt – sofern man keine Patrone mit kreisrunder, exakt passender Öffnung benutzt –, ist allerdings nicht vollständig dicht und Jungfisch-sicher.
Es gibt noch eine elegantere und absolut sichere Lösung: Dafür benötigt man ein Zubehörteil, das im Handel erhältlich und eigentlich zur Sicherung der Ansaugrohre von Außenfiltern gedacht ist, bestehend aus einem röhrenförmigen Edelstahlgitter (0,4 mm Maschenweite) und einer Öffnung mit mehr oder weniger elastischer Gummilippe. Den sogenannten Filter Guard gibt es mittlerweile in verschiedenen Längen und für mehrere Schlauchdurchmesser (10–17 mm). Je nach Hersteller sind die Abschlüsse an beiden Rohrenden entweder aus Edelstahl oder aus Kunststoff. In Letztere lässt sich ein Schlauch (oder zerbrechliche Glasware, wie es sie heute für Außenfilter-Rohre gibt) leichter einführen. Die Gummilippe der Variante mit den Edelstahl-Abschlüssen ist recht hart – passt der Schlauch nicht gleich hinein, badet man ihn kurz in heißem Wasser. Später lässt er sich dann gut abnehmen und sitzt dennoch genau. Im Grunde also ein Handgriff, und der absolut sichere Ansaugschutz ist einsatzbereit.
Die Reinigung des Filter Guard geschieht über das Durchspülen des Schlauches oder – sollten die Maschen durch feinfaseriges Material verstopft sein – mit einer Schlauchbürste. Ich habe noch nicht erlebt, dass Jungfische angesogen worden und dadurch zu Schaden gekommen wären. Bei sehr kleinen Schlüpflingen könnte das Gitter sicherheitshalber mit einem noch engmaschigeren Gewebe ummantelt werden.
Durch die schmale Form des Filter Guard lässt sich auch in Kleinstbecken gut hantieren. Der Preis liegt je nach Anbieter und Größe zwischen etwa 3 und 10 Euro. Eine Anmerkung am Rande: Der Name Filter Guard scheint nicht geschützt und außerdem Auslegungssache zu sein. Ein äußerst geschäftstüchtiger Online-Händler bietet mittlerweile ganz gewöhnliche Mini-Filterpatronen für kleine Luftheber unter diesem Namen an. Preis: 3,99 Euro, durchschnittliche Kundenbewertung: 4,8 von 5. Dankbare Online-Kundschaft.