Meerwasser
Seesterne – im Meer und im Aquarium
Manchmal ist es erstaunlich, wie sich Ansichten und Moden entwickeln, so auch in der Meeresaquaristik. Waren anfangs reine Fischaquarien die Norm, kamen mit der Zeit immer mehr Wirbellose hinzu. Entsprechend änderte sich die technische und biologische Ausstattung der Aquarien, denn in den ursprünglichen, fast sterilen Fischbecken hätten die meisten „Niederen Tiere“ nicht lange überlebt. Heute ist in Meerwasserbecken sehr vieles möglich, wenn auch noch längst nicht alles. | von Werner Baumeister
Aus der artenreichen Tiergruppe der Seesterne gibt es noch immer erstaunlich wenige Arten, die sich dauerhaft in Meeresaquarien halten lassen. Zudem sind von den haltbaren Arten bei weitem nicht alle für übliche Gesellschaftsaquarien geeignet.
Vielfältiges Leben auf den Sternen (1)
Anders als auf den Sternen in den unendlichen Weiten des Kosmos, die mit Sicherheit kein Leben beherbergen können – allenfalls manche der sie umkreisenden Planeten –, findet man auf den Sternen der Meere eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensformen. | von Helmut Göthel
Die ersten Naturforscher kannten nur wenige marine Lebensgemeinschaften, und zwar überwiegend solche, die auch nach dem Fang der Tiere – die damals übliche und einzige Art der Forschung – über deren Tod hinaus andauerten und an den Präparaten wissenschaftlicher Sammlungen erhalten blieben.
Ein Paradebeispiel ist die Symbiose zwischen verschiedenen Arten von Einsiedlerkrebsen und Seeanemonen. Da die Anemonen fest auf dem Gehäuse ihres Einsiedlers angeheftet waren und auch nach dem Fang nicht von ihren Partnern getrennt wurden, lag es nahe, zwischen beiden eine dauerhafte Beziehung zu vermuten. Aufgrund fehlender Lebendbeobachtungen nahm man irrtümlich an, die Seeanemonen seien Schmarotzer des Einsiedlerkrebses, was sich in ihrer wissenschaftlichen Benennung (para-
sitica) niederschlug.
Sterne im Ozean – von Haar-, Schlangen- und Seesternen
Schaut man in Neumondnächten in den Himmel, sieht man unzählige Sterne am Firmament. Aber auch in den Ozeanen unseres Blauen Planeten gibt es zahlreiche Sterne: die zu den Stachelhäutern gehörenden Haar-, Schlangen- und Seesterne. Sie besitzen zwar nicht die Leuchtkraft ihrer Vettern im All, doch begeistern viele von ihnen mit plakativen Farben und bizarren Gestalten.. | von Helmut Göthel
Gemeinsam mit den Seeigeln (Echinoidea) und Seegurken (Holothuroidea) bilden die „Meeres-Sterne“ den Tierstamm der Stachelhäuter (Echinodermata), die mit mindestens 6.500 rezenten Arten ausschließlich marine Lebensräume bevölkern.
Die Systematik unterscheidet fünf rezente Klassen mit drei verschiedenen Erscheinungsformen: die sternförmigen Seelilien und Haarsterne (Crinoidea), die Seesterne (Asteroidea) und die Schlangensterne (Ophiuroidea) sowie die bereits erwähnten, mehr oder weniger halbkugeligen Seeigel und die walzen- bis wurmförmigen Seegurken oder Seewalzen.
Partnergrundeln und ihre Partner
Die Lebensgemeinschaften zwischen Grundeln der Gattung Amblyeleotris und Garnelen des Genus Alpheus ermöglichen ethologisch Interessierten spannende Beobachtungen – im natürlichen Lebensraum wie im Aquarium. | von Horst Moosleitner
Die Grundeln der Gattung Amblyeleotris sind sehr langgestreckt, haben einen rundlichen Kopf und eine lange Schwanzflosse. Sie sind meist auf hellem Grund orangefarben, rötlich oder braun quergestreift. Lage, Breite und Farbe der Streifen sind in der Regel arttypisch und lassen sich daher zur Bestimmung heranziehen.
Der schlanke Körper kommt ihrer Lebensweise sehr entgegen, sie leben nämlich alle in Gemeinschaft mit Knallkrebsen der Gattung Alpheus, deren Gangsysteme im Sand sie als Zufluchtsort und Nachtquartier nutzen.
Die fast blinden Krebse wühlen ständig auf der Suche nach Nahrung im Boden und bauen an ihrem Höhlensystem weiter, wobei sie alle größeren Steinchen und Korallenbruchstücke ins Freie tragen oder wie Bulldozer vor sich herschieben.
Die Schaufelbagger und ihre Wächter
Eine der spannendsten marinen Lebensgemeinschaften ist die zwischen verschiedenen Grundeln und den kleinen Pistolen- oder Knallkrebsen der Gattung Alpheus. Während bei allen anderen Symbiosen der Wirt – zum Teil sogar erheblich – größer ist als die Symbionten, sind bei den Schaufelbaggern und ihren Wächtern die Verhältnisse umgekehrt. | von Helmut Göthel
Angesiedelt sind diese Lebensgemeinschaften auf mit gröberem Material durchsetzten Sand- und Sedimentböden tropischer und subtropischer, oft riffnaher Regionen, vom Flachwasser bis in über 50 Meter Tiefe, die es den Krebsen ermöglichen, ihre Gänge zu graben.
Die je nach Art nur 25 bis 70 Millimeter langen Garnelen sind unermüdlich damit beschäftigt, mehr oder weniger umfangreiche, zum Teil verzweigte, meterlange Gangsysteme anzulegen, umzubauen und instand zu halten. Auf dem sonst deckungslosen und keinen Schutz bietenden Lebensraum Sandgrund bieten solche unterirdischen Bauten, die bis zu 50 Zentimeter tief in den Boden reichen können, eine der wenigen Möglichkeiten, sich Fressfeinden so weit wie möglich zu entziehen.