Titelthema 6/2023 Bolivien
Einblicke in die Herpetofauna Boliviens
Bei der Frosch- und Reptiliensuche hat man enorme Höhenunterschiede zu überwinden und die Landschaften sind grundverschieden. Amphibien und Co. finden sich in diesem südamerikanischen Land beinahe überall – und sind entsprechend gut angepasst. | von Steffen Reichle
Mit 1,099 Mio. km2 ist Bolivien gut zweimal so groß wie Deutschland. Allerdings leben hier nur knapp über elf Millionen Menschen, die Bevölkerungsdichte ist dementsprechend wesentlich niedriger.
Im Land wurden zwölf Ökoregionen definiert (Ibisch et al. 2003) und die höchsten Berge erreichen weit über 6.000 m Höhe, der Sajama mit seinen 6.522 m ist der höchste von ihnen. Im Tiefland kann man im Gegenzug bis auf knapp 100 m über das Meeresniveau hinunter. Allein schon angesichts dieses enormen Höhenprofils verwundert es nicht, dass Bolivien eines der biodiversesten Länder dieser Erde ist. Die Topografie schafft die Voraussetzungen für eine Vielzahl an Lebensräumen, diese wiederum bestehen aus einer Vielzahl an Habitaten, was die Vielfalt von Flora und Fauna erklärt.
Was die Herpetofauna betrifft, stehen im Moment 282 Amphibien- (Reichle et al. 2024) und 314 Reptilienarten (Murillo et al. in Revision) zu Buche. Den Großteil dieser Arten machen vor allem die Hylidae (Laubfrösche) und die Strabomantidae (Bodenbrütende Frösche) bei den Anuren sowie die Nattern (Colubridae) bei den Reptilien aus.
Boliviens besondere Buntbarsche
Die Cichliden des Landes finden eher wenig Beachtung – dabei sind auch sie vielfältig vertreten. | von Daniel Konn-Vetterlein
Wir haben es alle schon erlebt. Nicht unbedingt in Bolivien, aber diesen einen Moment: Man versucht, sich auf eine bestimmte Fischgruppe zu konzentrieren, und stellt plötzlich fest, dass auch andere Arten unvermutet spannend sind. Das passiert mir vor allem dann, wenn ich unterwegs bin, um zu fischen. So kann man – ganz wissenschaftlich – sagen, dass sich der Reiz einer vorher uninteressant scheinenden Spezies um ein Vielfaches erhöht, wenn man diese einmal selbst gefangen hat. Und schon stöbert man in Literatur zu Cichliden …
Die Killifische der Chiquitania
Boliviens Tümpel beherbergen einige der spektakulärsten Killifische Amerikas – eine Besichtigung sind sie daher allemal wert! | von Daniel Konn-Vetterlein
Regen, schlammige Gräben, Gewitter und Überschwemmungen – so erinnerte ich mich an meinen letzten Februar in Bolivien und so erwartete ich auch den Februar 2022. Bei der Expedition „CuFundulus 2022“ ging es hauptsächlich um Killis der Familie Rivulidae. Daher war Niederschlag ein fester Teil unserer Planungen und durchaus erwünscht. Aber wie das nun mal so ist, selbst auf Regen ist kein Verlass mehr. Daher musste erst der gesamte Reisezeitraum neu geplant und dann sogar das zu untersuchende Gebiet anders gewählt werden. Trotz der Änderungen hatten wir nur wenige Stunden Regen während der zweiwöchigen Reise, stattdessen täglich 39 °C und dementsprechend wenige temporäre Gewässer.
Rare Panzerwelse aus dem Norden Boliviens
Allerlei attraktive Bartelträger harren noch ihrer Entdeckung, manche sind nicht sicher einer bestimmten Art zuzuordnen. | von Daniel Konn-Vetterlein
Eine der spektakulärsten Wels-Neuentdeckungen der letzten Jahre kommt aus Bolivien und wurde in der DATZ unter Ancistrus sp. L 519 vorgestellt (Konn-Vetterlein 2021). Nach der Ersteinfuhr 2018 dauerte es nur wenige Jahre, bis die Art weltweit zu den am häufigsten gepflegten Antennenwelsen gehörte, und mittlerweile ist sie fest in der Aquaristik etabliert. Solch einen Siegeszug erleben aber wenige bolivianische Welsarten, denn sie sind nur durch viel Einsatz zu bekommen. Das trifft auf viele Panzerwelse zu.
Brochis haraldschultzi (Knaack, 1962), B. isbrueckeri (Knaack, 2004) und B. noelkempffi (Knaack, 2004) gehören zu diesen schwierig zu findenden Arten. Ersterer ist in der Aquaristik immerhin relativ gut bekannt. Zwar gelingt die Vermehrung bis heute nur selten, aber aus Brasilien stammende Individuen sind regelmäßig im Handel zu bekommen. Mit den beiden Letzteren verhält es sich anders. Selbst Bilder sind rar, von lebenden Individuen in Aquarien ganz zu schweigen. Brochis isbrueckeri zeichnet sich laut Evers & Fuller (2005) durch einen dunklen Fleck in der Dorsale aus, der bei B. noelkempffi fehlt, ansonsten sind sich beide Arten sehr ähnlich und zeigen auch viele Parallelen zu B. haraldschultzi, sind aber etwas gestreckter.