Pflanzen
Eine alte indische Art als neue Aquarienpflanze
In DATZ 10/2014 berichteten wir über die Erstbeschreibung von Nechamandra alternifolia ssp. angustifolia aus Thailand. Inzwischen gelang es unserer Autorin, auch die Stammform aus Indien einzuführen und dauerhaft zu kultivieren. Die neue Aquarienpflanze wird hier erstmals vorgestellt. | VON CHRISTEL KASSELMANN
Die Art Nechamandra alternifolia wurde 1831 als Vallisneria alternifolia Roxburgh ex Wight beschrieben. Die damalige Zuordnung zeigt die nahe Verwandtschaft zu den Vallisnerien, obwohl man das auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Beide Gattungen gehören zur Familie der Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae). Der englische Botaniker George Henry Kendrick Thwaites überführte die Art 1864 in die bis heute monotypische Gattung Nechamandra. Einen deutschen Namen gibt es nicht.
Neu in der Aquaristik – die Thymianblättrige Rotala
Diese erst kürzlich eingeführte Stängelpflanze ist eine farbenprächtige Art, die auf Steinen und auf anderen Pflanzen festwächst. In der Natur besiedelt sie stark besonnte Habitate mit felsigem Untergrund. Unsere Autorin brachte sie aus Maharashtra (Indien) mit und stellt sie erstmals als Aquarienpflanze vor. | VON CHRISTEL KASSELMANN
Noch eine Rotala aus Indien? In der Tat ist in Zukunft damit zu rechnen, dass aus diesem riesigen Land weitere Vertreter dieser Gattung für die Aquarienkultur eingeführt werden. Von den etwa 50 Arten dieses Genus aus der Familie Lythraceae (Weiderichgewächse) führen Lemiya et al. (2015) allein 29 für Indien an; von ihnen sind wiederum etwa 15 endemisch, kommen also nur in diesem Land vor (Prasad et al. 2013). Die in Aquarien etablierten Spezies R. rotundifolia, R. macrandra und R. wallichii sind ebenfalls in Indien verbreitet, aber nur R. macrandra ist dort endemisch. In der Natur sind diese Aquarienpflanzen in temporären Gewässern gewöhnlich kurzlebig (einjährig), was ihnen durch einen periodischen Wechsel von Trocken- und Regenzeiten aufgezwungen wird; nach der Trockenzeit entwickeln sie sich erneut aus Samen. Im Aquarium wachsen sie dagegen dauerhaft und ziehen auch nicht ein.
Die Mahabaleshwar-Heide, eine faszinierende Schönheit
Rotala floribunda führt in Wasserfällen eine aquatisch-terrestrische Lebensweise im indischen Bundesstaat Maharashtra. Sie hebt sich dadurch von den in der Aquaristik bekannten Stängelpflanzen der Gattung deutlich ab. Unsere Autorin stellt die Mahabaleshwar-Heide erstmals in einer Aquarienzeitschrift vor. | VON CHRISTEL KASSELMANN
Die Art Rotala floribunda ist im Bundesstaat Maharashtra an der Südwestküste Indiens endemisch. Dokumentiert sind nur sechs Populationen in den Distrikten Ratnagiri, Kolhapur und Satara (Watve 2013). Aus den beiden ersten Gegenden sind lediglich kleine Bestände bekannt. Verbreitungsschwerpunkt der Art ist die Region um die Stadt Mahabaleshwar im Bezirk Satara, wo sie lokal sehr häufig anzutreffen ist. Einheimische nennen die Pflanze „Mahabaleshwar heather“ (Cook 1996), also Heide oder Heidekraut. Das mutet etwas eigenartig an, da die Bezeichnung in unserem Sprachgebrauch mit den weit verbreiteten Heidekräutern oder Erikas aus Heidelandschaften verknüpft ist. Die große Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) umfasst etwa 4.000 Arten, von denen ungefähr 860 zur Gattung Erica zählen. Die meisten Arten kommen in Südafrika vor, nur wenige in Europa und Vorderasien.
Ökologische Untersuchungen zu einer indischen Wasserpflanze
Der Fiederspaltige Wasserfreund fand nach seiner Einfuhr im Jahr 2008 schnell den Weg in die Zoofachgeschäfte. Dennoch sieht man selten prächtige Bestände in Aquarien. Wo liegen die Kulturfehler? Antworten darauf geben die Untersuchungen unserer Autorin an Habitaten im indischen Maharashtra. | VON CHRISTEL KASSELMANN
Der Fiederspaltige Wasserfreund ist aus wissenschaftlicher Sicht eine alte Art. Er wurde von Dalzell im Jahr 1852 als Nomaphila pinnatifida beschrieben und von Sreemadhavan 1969 in die Gattung Hygrophila überführt. Dieses Genus gehört zur Familie der Bärenklaugewächse (Acanthaceae). Der Artname nimmt Bezug auf die fiederspaltigen Blätter.
Die Eisalge – Gewinnerin oder Verliererin des Klimawandels?
Außer dem Lurch des Jahres, dem Fisch des Jahres oder der Libelle des Jahres, die regelmäßig von den entsprechenden Organisationen gekürt werden, gibt es auch eine Alge des Jahres ... | VON DER SEKTION PHYKOLOGIE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT*
Forscher der Sektion Phykologie kürten eine der wichtigsten Algen des Arktischen Ozeans – die Eisalge (Melosira arctica) – zur Alge des Jahres. An ihr wollen Wissenschaftler die Auswirkungen des Klimawandels studieren. „Denn noch kann keiner voraussehen, ob Melosira Opfer oder Profiteur des schmelzenden Meereises werden wird, und noch weiß keiner, warum sie die produktivste Alge in dieser lebensfeindli- chen Welt ist“, sagt der Biologe Klaus Valentin vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Er ist Mitglied der Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft (DBG), in der all jene Algenforscher organisiert sind, die Melosira zur Alge des Jahres 2016 wählten. „Die Eis- und Kieselalge Melosira arctica ist die mit Abstand produktivste Alge im arktischen Ozean, wie wir aus unserer neuesten genetischen Studie wissen“, erklärt Valentin. Im Jahr 2013 war sie für fast die Hälfte (rund 45 Prozent) der arktischen Primärproduktion verantwortlich. Das heißt, diese Art baut viel Biomasse auf, verbraucht dafür Kohlendioxid und produziert Sauerstoff.