Buchbesprechungen
Die beliebten Bartelträger
Seidel, Ingo (2024): Corydoras-Fibel. Die beliebten Panzerwelse im Aquarium. – Dähne Verlag, 93 S. und 147 Fotos; ISBN 978-3-944821-98-6, 93; 17,80 €
In der Corydoras-Fibel stellt Ingo Seidel aus der mittlerweile unerschöpflich zahlreich erscheinenden Gruppe der Panzerwelse 30 Arten genauer vor. Wissenschaftlich beschrieben sind mehr als 170 Arten, viele weitere warten noch auf eine formale Beschreibung, sind teilweise jedoch aquaristisch schon gut bekannt und verbreitet.
Wir erfahren in dem Buch viel über das Aussehen, etwa die unterschiedlichen Schnauzen-Profile, die Hinweise auf die Lebensweise und damit die Haltungsanforderungen geben. Für jede Art sind eine bis zwei Seiten reserviert, mit Foto, Beschreibung und Übersicht am Rand, welche Ansprüche die jeweilige Art stellt. Im Anschluss an diese Vorstellungen werden Verhalten, Pflege, Zucht und Krankheiten in einzelnen Kapiteln allgemein beschrieben.
Ingo Seidel ist ein versierter Kenner der Panzerwelse, dem schon viele Nachzuchten gelungen sind. Das Buch ist für Anfänger genauso wie für Fortgeschrittene zu empfehlen. Es ist gut verständlich geschrieben und aktuell gehalten. Ich wünsche der Corydoras-Fibel eine weite Verbreitung.
Elfriede Ehlers
Wanderer der Meere
Bagusche, Frauke (2023): Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten. – Ludwig Buchverlag, München; 224 S.; ISBN 978-3453281394; 24,00 € (D), 24,70 €(A)
In diesem Sachbuch erwartet uns ein Rendezvous mit den Meeresschildkröten. Die Autorin, Meeresbiologin Frauke Bagusche, stellt uns die sieben Arten aus fünf Ozeanen vor. Zu jeder gibt es umfassende Informationen und am Ende der Porträts jeweils eine Karte mit den Verbreitungs- und Nistgebieten. Von einigen Arten weiß man inzwischen, dass sie ihre ersten Lebensjahre in der Sargassosee verbringen. Von anderen Arten ist noch nicht bekannt, wohin sie wandern, wenn sie geschlüpft sind. Sie tauchen nach Jahren wieder auf und finden den Strand, an dem sie das Ei und ihr Nest verlassen haben.
In ihren Lebensräumen sind sie vielerlei Gefahren ausgesetzt. Große Probleme stellen etwa die Umweltverschmutzung im Allgemeinen, Plastikmüll oder auch die Fischerei dar. Zu diesen Bedrohungsfaktoren gibt es am Ende des Buches eine bilderreiche Beschreibung. Mittlerweile existieren für die majestätischen Tiere Schutzprojekte, die hoffen lassen, dass sie Überlebenschancen haben.
Ein rundum informatives, gut verständliches Werk über die Meeresschildkröten. Es bleibt zu wünschen, dass noch mehr Geheimnisse rund um die faszinierenden Tiere gelüftet werden. Diesem spannenden und hochaktuellen Buch wünsche ich viele Leser.
Elfriede Ehlers
Pflanzen kompakt
Kasselmann, Christel (2023): Aquarienpflanzen – 200 Arten – das Taschenbuch. – Eigenverlag, 160 S., 268 Farbfotos, 14,90 Euro; nur direkt zu beziehen über www.christel-kasselmann.de
Christel Kasselmann hat nach ihrem großen, vierten Band über Aquarienpflanzen (Ulmer Verlag) nun ein neues Werk verfasst. Das Taschenbuch über Pflanzen im Aquarium ist vom Format sehr handlich, stabil und zur Mitnahme (beim Kauf von Pflanzen) von Nutzen. Die Pflanzenarten sind nach ihren wissenschaftlichen und im Register auch mit ihren deutschen Namen sortiert, soweit vorhanden.
Unter den Abbildungen findet sich jeweils ein Steckbrief mit zehn Kriterien. Vorkommen und Lebensraum werden stichpunktartig beschrieben. Manche Arten wurden auch neu angesiedelt oder ausgesetzt, manche sind als Hybriden im Handel. Merkmale, Voraussetzungen zur Haltung und Möglichkeiten der Vermehrung werden genannt, welche für Aquarianer bei der Kultur wichtig sind. Manche Arten lassen sich durch Rhizomteilung, andere nur über Stecklinge und wieder andere nur mit ihren Samen züchten. Dabei werden die Wachstumsgeschwindigkeiten submers und emers unterschieden, etwa in Hinsicht auf einen Überwassereinsatz vieler Arten in Aquaterrarien. Es wird auch auf langsamwüchsige Arten hingewiesen, die ein längeres, ruhiges Bild abgeben. Ob es sich um eine Vordergrund-, eine Solitär- oder eine Gruppenpflanze, eine Schwimm- oder bodendeckende Pflanze handelt, ist schnell erkennbar – für die Planung und Einrichtung eines Aquariums eine sehr gute Hilfe, besonders, wenn es sich um neue Pflanzen handelt oder jemand noch wenig Erfahrung hat.
Diese Bedürfnisse der einzelnen Arten sind gut erfasst und jede Art wird auf einer Seite beschrieben. Einige Gruppen werden wegen ihrer Artenfülle und Beliebtheit besonders gründlich behandelt (z. B. die Cryptocorynen; die meisten im Handel befindlichen Pflanzen sind im Buch zu finden). Es werden zudem Hinweise auf die Möglichkeiten des Wasserpflanzen-Erwerbs und die Häufigkeit im Handel gegeben. Sehr hilfreich beim Durchblättern vor Ort (Geschäft) ist eine Reihe von Piktogrammen auf jeder Seite, in der die wichtigsten Kriterien (Größe, Wuchsgeschwindigkeit, Temperatur, empfohlene Beckengröße und pH-Wert) übersichtlich dargestellt sind. Schon ein schnelles Durchblättern kann selektiv informieren. Die über 50-jährige Beschäftigung der Autorin mit Wasserpflanzen zeigt ihre Kenntnis und einen Pragmatismus, ihre Erfahrungen weiterzugeben.
Ingo Botho Reize
Hohe Informationsdichte
Michael Kempkes (2023): Guppys. – Tetra Verlag, Rheda-Wiedenbrück; 64 S., Paperback; ISBN 978-3-89745-257-2; 11,90 €
In der nunmehr 4. Auflage erscheint das kleine, aber wichtige Büchlein über den bekanntesten aller Aquarienfische, aktualisiert, großzügig bebildert und im schicken Layout. Und man muss sagen: Auf den relativ wenigen Seiten hat wirklich eine Menge an Wissenswertem Platz gefunden und das, obwohl die Bilder einigen Umfang beanspruchen. Behandelt werden Entdeckungsgeschichte, Biologie, Verhalten, Pflege, Färbungslehre, Aspekte bei der Hochzucht, und sogar die Themen Guppykauf und -eingewöhnung sind dabei.
Viele der abgebildeten Tiere zeigen hervorragend gefärbte und gebaute Hochzuchtguppys aus etablierten Stämmen. Aquaristikbeginner, die daran Gefallen finden, dürften vielleicht etwas enttäuscht sein, wenn sie solche Tiere im Handel oder in Onlineshops eher vergeblich suchen. Vielleicht gelangen manche der Neulinge aber auf diesem Wege in eine der auf Guppyzucht spezialisierten Vereinigungen oder suchen den Kontakt zu Züchtern. Diese haben auch immer mal wieder Neues zu bieten, wie etwa die asiatischen Neukreationen der letzten Jahre, von denen einige wirklich spektakulär sind.
Wie das Coverbild preisgibt, findet neben Poecilia reticulata auch P. wingei Erwähnung – manch einer hätte sich bestimmt auch über eine separate Veröffentlichung zu Letzterem gefreut, da kaum gebündeltes Wissen über den Endler verfügbar ist. Wer bisher von Guppys „unberührt“ blieb und sich einmal rundherum informieren will, dem sei diese Neuauflage wärmstens empfohlen – auch für die Mitnahme ins Zoogeschäft (falls die Guppys dort erworben werden sollen). Und wer schon eigene Praxis vorweisen kann, schwelgt in den Fotos wunderschöner Zuchtformen. Der Verkaufspreis ist unschlagbar, in Anbetracht des Inhalts.
Sebastian Wolf
Wenn die Trockenzeit kommt
Nibia Berois, Graciela García & Rafael O De Sá (2020): Annual Fishes: Life History Strategy, Diversity, and Evolution. – CRC Press, Boca Raton, 343 S.; ISBN 978-0367575311; 53,60 € (Taschenbuch)
Annuelle Killifische besetzen in der Aquaristik eine kleine Nische: Bedingt durch die kurze Lebensspanne muss man sich aktiv um ihre Erhaltung durch Nachzucht bemühen, diverses Lebendfutter bereithalten und sich ansonsten in Geduld üben, bis der ersehnte Nachwuchs schlüpft. „Killianer“ brauchen Torf, Taschenlampe, Mückenlarven und Ausdauer – das liegt vergleichsweise wenigen Aquarienfischfreunden.
Ganz anders in der Forschung: Hier bringt man den kurzlebigen Cyprinodontiformen Amerikas und Afrikas schon länger intensive Beachtung auf ökologischer, physiologischer und zellulärer Ebene entgegen. Von großem Interesse ist etwa die Frage, was in einem Wirbeltier-Organismus abläuft, der innerhalb weniger Monate dem sicheren Tod durch Entzug (Austrocknen) seines Lebensraumes entgegensieht und dementsprechend seine Individualentwicklung im Eiltempo vollziehen muss, um rechtzeitig fortpflanzungsfähig zu werden.
Das vorliegende Buch hat die Erkenntnisse unzähliger Jahre Forschungsarbeit und vieler Autorinnen und Autoren gebündelt, die vor allem aus Nord- und Lateinamerika stammen. Auch wenn es sich um ein akademisches Werk handelt, ist es äußerst empfehlenswert für Aquarianer, die mehr wissen wollen als das, was in populärwissenschaftlichen Publikationen zumeist geschrieben steht. Besonders schön: Es finden sich Kapitel, die durchaus Praktisches für Aquarianer bieten, etwa Nr. 5 (Sex Determination and Differentiation in Annual Fishes), 7 (Husbandry, Reproduction, and Embryo Culture of Annual Fishes under Laboratory Conditions) und 10 (Tolerance of Environmental Stress).
Eindrucksvoll zu sehen, welches Wissen zu Nothobranchius, Austrolebias und anderen Kleinoden mittlerweile vorhanden ist. Im Hobby mögen es bunte Fischlein mit speziellen Ansprüchen sein, ihre wirkliche Bedeutung liegt jedoch ganz woanders. Wer sich für einen aktuellen Kenntnisstand der Annuellen und ihre Rolle als Modellorganismus interessiert, sollte dieses Buch zur Hand nehmen.
Sebastian Wolf