Buchbesprechungen
Potenzielle Aquarienfische des südlichen Afrikas
Bruton, Mike, Merron, Glenn & Paul Skelton (2018): Fishes of the Okavango Delta & Chobe River, Botswana. Struik Nature, Capetown, 120 S.; ISBN 9781775845065; 4,49 € (E-Book).
Nein, um ein aquarienpraktisches Buch handelt es sich bei dieser Veröffentlichung nicht, die auch als Taschenbuch (9,99 €) verfügbar ist. Konzept und Inhalt entsprechen dem eines Feldführers zur Identifizierung vor Ort, gespickt mit Kapiteln zu Geografie und Ökologie. Beim Lesen kommt man aber nicht umhin zu bemerken, dass sich vermutlich viele der vorgestellten Arten ausgezeichnet als Aquarienfische eignen würden. Das Okavango-System im südlichen Teil Afrikas ist hierzulande ansonsten eher Safaritouristen bekannt, wird aber bereits seit geraumer Zeit von den Autoren ichthyologisch untersucht. Nicht zuletzt dank einer Partnerschaft zwischen National Geographic und Wild Bird Trust im Rahmen des Okavango Wilderness Project wird die Biodiversität dieses riesigen Feuchtgebietes seit einigen Jahren auch öffentlichkeitswirksamen erkundet.
Die Gestaltung des E-Books ist simpel gehalten, interessierten Laien und potenziellen Besuchern sollte die erste Buchhälfte aber genug theoretische und praktische Informationen geben. Aquaristisch interessant wird es spätestens ab dem Kapitel ‚Aquatic habitats’. Und wer denn in dieser Region der Welt angeln möchte, bekommt ebenfalls ein paar Hinweise (auch bezüglich dessen, was man eher unterlassen sollte).
Der mit Abstand bekannteste Fisch in den Artbeschreibungen dürfte sicher die Angolabarbe (Enteromius fasciolatus) sein. Die meisten Arten sind anhand farbiger und etwas stilisierter Zeichnungen abgebildet, nur selten werden Farbfotos eingesetzt. Es wäre sicherlich kein Nachteil gewesen, wenn mehr Fotos Anwendung gefunden hätten – denn wie ein Blick online (etwa auf den Seiten des Wild Bird Trust) zeigt, wurden einige Vertreter der Ichthyofauna des Okavango tatsächlich schon vor Ort fotografiert, frisch eingeschläfert oder in der Küvette.
Etwas ungewöhnlich, aber nicht unsinnig ist die Auflistung von fünf gebietsfremden Arten, die zwar noch nicht nachgewiesen sind, sich unter den gegebenen klimatischen Bedingungen aber invasiv ausbreiten könnten und in anderen Regionen Afrikas bereits etabliert haben.
Die Süßwasserfische des südlichen Afrikas, zumindest die kleineren, verdienten sicherlich mehr Aufmerksamkeit in der Aquaristik. Wenn nur die Verfügbarkeit besser wäre – sie sind (bis auf einzelne Ausnahmen) hinter Glas schlicht nicht erhältlich. Reisende Aquarianer gab es aber zumindest bis März dieses Jahres noch, und gehen wir doch jetzt einfach davon aus, dass es sie auch zukünftig wieder geben wird: Vielleicht schafft es die eine oder andere Art ja doch einmal in die Anlage eines passionierten Züchters. Meine Favoriten wären Enteromius multilineatus, Mastacembelus vanderwaali und Synodontis macrostigma. Es würde sich lohnen. Bis dahin muss das vorliegende Buch zum Schmökern reichen.
Sebastian Wolf
Spannende Schneckenhaus-Bewohner
Schäfer, Frank: (2019): Landeinsiedlerkrebse. Pflege, Haltung, Einrichtung, Checklisten, Artenporträts. 2., erweiterte Auflage. – Aqualog animalbook, Rodgau, 160 S., Softcover; ISBN 978-3-939759-38-6; 19,80 €
Landeinsiedlerkrebse sind äußerst charismatische Kerlchen – kaum jemand kann sich ihrem speziellen Charme entziehen. Da ist es kein Wunder, dass sie regelrechte Klassiker im Angebot der Vivaristik sind.
Im Internet werden viele Details der Haltung dieser hübschen Krebstiere – teils heftig – diskutiert, und gerade für Einsteiger ist es daher enorm schwierig, sich zurechtzufinden. Umso schöner, dass das hier vorgestellte Buch bereits seine zweite Auflage erlebt. Autor Frank Schäfer ist Diplombiologe und als Vivaristik-Autor sicher allgemein bekannt – so stellt er ja auch hier in der DATZ regelmäßig neu eingeführte Arten vor. Dass er bei dem bekannten Import-Unternehmen Aquarium Glaser an der Quelle sitzt, macht es ihm zusammen mit seiner Expertise bei der Bestimmung von Arten leicht, verschiedene Spezies der Landeinsiedler zu beziehen, sicher anzusprechen und Erfahrungen mit ihnen zu sammeln – all das gibt er hier in äußerst fachkundiger Form an seine Leser weiter.
Was die Qualität der allgemeinen Informationen zu Biologie und Pflege der Tiere betrifft, kann ich mich nur Oliver Mengedoht anschließen, der die erste Auflage des Buchs in der Februar-Ausgabe 2016 der DATZ besprochen und in den höchsten Tönen gelobt hat: Wer sich für Landeinsiedlerkrebse interessiert, kommt an diesem preisgünstigen Standardwerk einfach nicht vorbei und findet darin alle wichtigen Informationen.
Die einzigen, allerdings kleinen Kritikpunkte aus meiner Sicht: Ich hätte mir gerade für Einsteiger früher im Buch deutliche Erklärungen gewünscht, wie tief die Wasserschalen sein sollen, mit welchem Salz man das Meerwasser anmischen kann und welchen Salzgehalt es aufweisen sollte, und auch zum Wechselintervall des Wassers wäre ein Wort angebracht.
Dass nur ein einziger Hersteller selbstklebende Heizmatten anbietet, ist ein Anachronismus aus der Erstauflage. Heatpanels dagegen wären sicher eine Erwähnung wert gewesen.
Im Kapitel über Pflanzen vermisse ich konkrete Tipps zu geeigneten Arten, auch wenn dann bei den Einrichtungsbeispielen einige folgen.
Der Hinweis, ein wissenschaftlicher Name müsse immer aus einer „toten Sprache“ gebildet sein, ist nicht korrekt. In Artikel 11 der zoologischen Nomenklaturregeln heißt es dazu ausdrücklich, dass der Name ein Wort aus dem Lateinischen, Griechischen oder jeder anderen Sprache (selbst einer ohne Alphabet) oder von einem solchen Wort abgeleitet sein kann. Sogar eine beliebige Buchstabenkombination, die als Wort gebraucht werden soll, ist zulässig. Vorschrift ist allein, dass der Name in lateinischer Schrift angegeben sein muss.
Aber diese Hinweise wirklich nur ganz am Rande, sie schmälern den hohen Wert dieses Praxis-Ratgebers natürlich in keiner Weise!
Wer die erste Auflage besitzt, sollte sich dennoch auch die zweite besorgen. Zum einen ist die neu beschriebene Art Coenobita lila neu enthalten, Bestimmungen wurden angepasst und einige Bilder ausgetauscht. Vor allem aber ist das Kapitel „Zucht“ nun vollständig überarbeitet. Schäfer berücksichtigt darin jetzt auch Erkenntnisse, die bei der Erstauflage noch keine Erwähnung gefunden hatten. Resümee: Landeinsiedler-Fans, unbedingt zugreifen!
Kriton Kunz
Bartelträger und Landeskunde
Hoyer, Rainer (2019): Schmerlen in Myanmar. 9. BSSW SPEZIAL. – IG BSSW e. V., Kiel, 46 Seiten, 77 Fotos, 15 Verbreitungskarten
Die „Internationale Gemeinschaft Barben Salmler Schmerlen Welse“ (IG BSSW e. V.) gibt neben ihrem vierteljährlichen BSSW-REPORT auch Sonderhefte zu einzelnen Fischgruppen heraus. Schmerlen waren bereits Thema einer dieser Publikationen, genauer die aus Sri Lanka, und jetzt gibt es ein weiteres Heft über die artenreiche und auch im Aquarium beliebte Fischgruppe: Dr. Rainer Hoyer hat sich der Schmerlen Myanmars angenommen.
15 durchgängig bebilderte Artikel sind dabei, 13 davon behandeln einzelne Fundorte. Das Vorwort ist eigentlich gleich mehr, als es sein Name vermuten ließe – der Autor gibt einen kurzen Überblick über seine Reisen und noch ein paar Anekdoten zum Besten. Und etwas Landeskunde ist auch gleich dabei. Ein hervorragender Einstieg ins Thema, der sofort Lust auf mehr macht!
Im anschließenden kurzen Übersichtsbeitrag werden die nachfolgend beschriebenen Fundorte zusammengefasst. Dann folgt das Herzstück der Publikation: Die gefundenen Schmerlenarten (insgesamt 32) werden nach Lokalität getrennt vorgestellt, Anmerkungen zu Fundumständen und begleitender Ichthyofauna inklusive. Die Küvettenaufnahmen zeigen viele hierzulande nicht bekannte Schmerlen, alleine dadurch besitzt das Heft einen äußerst hohen dokumentarischen Wert. Aber auch in der Aquaristik verfügbare Arten werden gezeigt, etwa Botia kubotai und B. histrionica (Prachtschmerlen), Pangio pangia (Dornaugen), Schistura sp. „Sumo“ (Bachschmerlen) und Yunnanilus sp. „Rosy“ (Zwergschmerlen). Am Heftende finden sich eine Liste aller gefunden Schmerlen und ein Literaturverzeichnis.
Es sind zudem die Extras, die diese Publikation besonders positiv abrunden: Neben der sehr guten Bebilderung und den bereits erwähnten Übersichtskarten hat jede Fundortbeschreibung noch zusätzlich eine eigene Tabelle mit den wichtigsten dort gemessenen abiotischen Parametern bekommen. Außerdem ist das Heft durchgängig zweisprachig gehalten, neben jedem Absatz in deutscher Sprache findet man einen passenden in Englisch. Für solche Spezialthemen eine sinnvolle Sache, hoffentlich bekommen auch genügend nicht deutschsprachige Interessierte diese Publikation zu lesen.
Dieses Heft ist nicht käuflich im Handel zu erwerben. Wie steht es also um die Verfügbarkeit? „Unter Umständen haben die Autoren bzw. der Geschäftsführer oder die Koordinatoren der entsprechenden Fischgruppen noch vereinzelte Exemplare zur Abgabe.“ (https://www.ig-bssw.org/ig-bssw-report-jahrgaenge/bssw-spezial/). So besteht also die Chance, an dieses letztes Jahr erschienene, schöne Heft zu gelangen. Es lohnt sich wirklich!
Sebastian Wolf
Faszination unter Wasser
Bagusche, Frauke (2019): Das Blaue Wunder. Warum das Meer leuchtet, Fische singen und unsere Beziehung zum Meer so besonders ist. Erstaunliche Einblicke in eine geheimnisvolle Welt. – Ludwig-Verlag, München, 320 S., 2. Auflage, 30 Fotos ISBN 978-3-453-28111-0; 22,00 €
Autorin Frauke Bagusche schreibt in ihrem „Blauen Wunder“ über die Zusammenhänge des Lebensraums Meer. Zwei Drittel der Oberfläche der Erde nehmen Ozeane ein, es ist das größte Ökosystem unseres Planeten.
Diverse Lebensgemeinschaften wer-den veranschaulicht: Beispielsweise leben Eingeweidefische (Corapidae) und Seewalzen (auch Seegurken genannt) zusammen. Knall- oder Pistolenkrebse (Alpheus) und Grundeln (Gobidae) sind weitere voneinander abhängige Organismen. Auch der Brutpflege widmet sich das Buch: So bauen männliche Kugelfische der Gattung Torquigener pittoreske Sandburgen, die das Weibchen begutachtet und bei Gefallen darin seine Eier ablegt. Das Männchen befruchtet und bewacht sie tagelang, bis die Jungen schlüpfen.
Umgekehrt beim Tiefsee-Oktopus (Graneledone boreopacifica): Hier bewacht das Weibchen das Gelege. In dieser Zeit frisst es nichts mehr und stirbt, wenn die Jungen geschlüpft sind.
Nicht nur über Wasser, sondern auch unter Wasser gibt es Gärtner. Besonders häufig werden bestimmte Fadenalgen angebaut – vom Fisch selber! Das Verdauungssystem der Riffbarsche erlaubt die Verdauung der Zellulosefasern vieler Algenarten nicht, Fadenalgen bereiten ihnen diesbezüglich aber kein Problem. Und so baut die Art Stegastes nigrans ihre Futteralge als Monokultur an und entfernt andere Algenarten aus ihrem „Beet“; selbst Schnecken werden kurzerhand wieder rausgeschmissen.
Insbesondere in der Tiefsee, deren Fauna bisher kaum erforscht ist, gibt es Bodenschätze wie z. B. Manganknollen und seltene Mineralien. Besonders für die Produktion von Smartphones werden diese verwendet. Der Abbau dieser Bodenschätze kann schwerwiegende Schäden im stabilen Lebensraum Tiefsee verursachen. Und erst das Plastik – überall in den Ozeanen findet es sich, nicht nur im Wasser treibend, sondern es bleibt in den Korallen hängen. Meeressäuger nehmen es auf und gehen daran zugrunde, Schildkröten bleiben darin hängen und verenden. Die Problematik ist sehr groß, und die geschilderten Beispiele sollten wir zum Anlass nehmen, unseren Verbrauch zu reduzieren. Kreisläufe in den Ozeanen sind für uns (über-)lebenswichtig, und jeder kann einen Beitrag zur Aufrechterhaltung leisten. Die Autorin beschreibt ausführlich, was alles als Überbleibsel unserer Art in den Ozeanen landet und wie lange es darin bleibt.
Wir essen gerne Fisch und Meeresfrüchte. Die Art und Weise, wie Fische gefangen werden, lässt einem den Appetit vergehen. Durch die Fangmethoden wird sehr viel mehr herausgefischt als eigentlich gefangen werden sollte. Alles, was an Tieren im Netz landet und keine Verwendung findet, wird zurück ins Meer geworfen. Das Buch öffnet einem die Augen für den Schaden, der so angerichtet wird. Aber: Es gibt Methoden, Meerestiere schonend zu fischen. Auf den Malediven etwa werden Thunfische mit Angelruten gefangen. Dabei wird darauf geachtet, dass es sich nicht um geschützte Arten handelt.
Die Ozeane sind einzigartig und geheimnisvoll, viel ist noch zu erforschen. Frauke Bagusche erklärt die teils komplexen Zusammenhänge gut verständlich. Leider fehlt am Ende des Buches ein Stichwortverzeichnis, dies macht das Wiederfinden einzelner Begriffe schwierig. Ich habe beim Lesen gestaunt, wie viel Wissen um die Zusammenhänge zwischen zwei Buchdeckel passt. Es ist ein tolles, aber auch nachdenklich machendes Buch, dem ich viele Leser wünsche.
Elfriede Ehlers
Ein Stück Kampffisch-Kultur
Brammah, Martin (2015): The Betta Bible: The Art and Science of keeping Bettas. – CreateSpace Independent Publishing Platform, 318 S.; ISBN 978-1508888468; 42,80 € (Print); 9,99 € (E-Book)
Lohnt es sich, ein aquaristisches Fachbuch sowohl in digitaler als auch in klassischer, gedruckter Form herauszubringen? Im vorliegenden Fall wurde es gewagt. Die Rezension bezieht sich nur auf die digitale Version, weshalb die Anmerkungen zur Gestaltung nicht auf die Druckversion übertragen werden können.
Dr. Martin Brammah, ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Zucht von Betta splendens, hat sich die Mühe gemacht, seine Erfahrungen in ein Buch zu bringen, das den eingängigen Namen „The Betta Bible“ trägt. Mutig in Zeiten, in denen aufgrund des finanziellen Risikos durch geändertes Konsumverhalten („online ist ja gratis“) deutlich weniger neue Fachliteratur erscheint.
Und geglückt: Ganz so, wie man es sich von einem guten Aquarienbuch wünscht, sind eine Menge Informationen zusammengetragen worden, aus denen wirklich jeder Interessierte etwas für sich mitnehmen kann. Der Schreibstil ist locker, ohne es dabei zu übertreiben, zudem kurzweilig, ohne jemals in die Belanglosigkeit abzudriften – ich empfinde ihn als gelungen.
Die Bilder sind grundsätzlich gut. Pflege und Zucht finden ihren gebührenden Platz, und dem Autor ist ebenfalls anzurechnen, dass er schön vermittelt, welche Vorteile eine nicht zu beengte Haltung hat. Hintergründe zu Färbung und Flossenformen, Ursprünge der Zuchtformen und Vererbung werden ebenfalls behandelt. Damit macht der Autor klar: Kampffische sind ein Teil der aquaristischen Kultur.
Was gibt es auf hohem Niveau zu bemängeln? Die Ausführungen zur Taxonomie (am Beispiel des Menschen) und die rein nominale Auflistung anderer Betta-Arten wären nicht zwingend nötig gewesen. Das Cover des E-Books liegt gestalterisch unter dem, was es inhaltlich zu bieten hat. Manche Textpassagen wären grafisch durch das Einfügen des ein oder anderen zusätzlichen Bildes aufzulockern gewesen. Aber das ist persönliches Empfinden, und wer wesentlich mehr Bild zum Betta will, wird ja reichlich verwöhnt mit vielen Aufnahmen in weiteren Medien. Die Unterzeile des Buchtitels hätte aber sicher anders lauten können, denn Kampffischhaltung ist ganz sicher keine Wissenschaft. Allerdings ist das eigentlich wenig relevant. Dieses englischsprachige Buch ist auf jeden Fall empfehlenswert, um einen wirklich fundierten Einstieg in die Thematik zu bekommen. Darum stellen wir es hier auch vor, obwohl es bereits 2015 erschienen ist.
Sebastian Wolf