Leserbriefe
Rückmeldungen zur jeweiligen DATZ-Ausgabe
Niemand zu Hause
Die Entwicklung vom Ei über ein Larven- und Puppenstadium bis hin zur fertigen Imago ist ein gemeinsames Merkmal vieler Insekten. Etliche davon verbringen zumindest einen Teil ihres Lebens im Wasser. Während etwa Eintagsfliegen die längste Phase ihres Daseins meist in Fließgewässern bestreiten, bevorzugen die meisten Stechmückenarten eine andere Strategie. Ein miefiges, nach Jauche riechendes Wasserloch erscheint den blutsaugenden Weibchen gerade recht, um dem Nachwuchs optimale Lebensbedingungen zu bieten. Aus den abgelegten Eiern schlüpfen nach kurzer Zeit winzige Larven, deren einzige Tagesbeschäftigung darin besteht, ausreichend Nahrung herbeizuschaffen.
An warmen Tagen wachsen die bislang für Menschen harmlosen Tierchen dann zügig heran, oftmals unbemerkt in kleinsten Wasserresten, die sich in alten Gießkannen, Regenfässern oder der achtlos weggeworfenen Blechdose angesammelt haben. Wenig später bereiten sich die voll gefressenen Larven auf ihr späteres Leben an Land vor. Nur noch schnell in eine Puppe umwandeln, und nach dem Schlupf des Vollinsekts geht es ab in die Luft, wo der Mensch einen schmerzhaften Eindruck davon erhält, dass die geflügelten Plagegeister ihr Leben ab sofort an Land verbringen. Im Wasser erinnern uns nur die chitinhaltigen Puppenreste daran, dass hier vor Kurzem noch jemand lebte, der dieser feuchten Umgebung nun „auf Wiedersehen“ gesagt hat. Dieses schöne Bild erinnert mich immer wieder daran, wie nahe doch Schmerz und Freude beieinander liegen.
Roland Schreiber
Mauereidechsen auf der Gartenterrasse
Während ich diese Zeilen schreibe, herrscht seit Tagen vorösterliches Sonnenwetter mit bis zu 26 °C. Die rustikalen Juranatursteinplatten meiner Terrasse heizen sich bereits vormittags langsam auf. Auch einige Eidechsen huschen schon in der Morgensonne darüber, teilweise nutzen sie die schmalen Fugen und Ritzen als Deckung. Scheinbar sind einige Platten vom Regenwasser unterhöhlt, sodass die Reptilien auf der einen Seite einer Platte abtauchen und aus einer gegenüberliegenden Ritze wieder auftauchen können – lustig zu beobachten, aber schwierig zu fotografieren.
Aus der Literatur weiß ich, dass es bei uns beispielsweise mit Mauereidechse (Podarcis muralis), Zauneidechse (Lacerta agilis) und Bergeidechse (Zootoca vivipara) unterschiedliche Arten und sogar Gattungen gibt – bei „meinen“ handelt es sich um Mauereidechsen. Vor einigen Jahren kletterten sie sogar mühelos die Hauswand hoch, was momentan nicht mehr zu beobachten ist. Allerdings bekam das Haus einen neuen Außenputz …
Momentan bin ich dabei, mit der Kamera ihr Leben zu erforschen. Sitze ich auf der Terrasse und es nähert sich eine Eidechse, so bleibt sie oft in etwa 3 m Entfernung stehen, hebt den Kopf und tapst mit einem Vorderfuß mehrmals auf den Boden, so als wollte sie mich begrüßen. Dann flitzt sie weiter, einem angepeilten Ziel entgegen. Der Gattungsname Podarcis entstammt dem Griechischen und bedeutet „schnellfüßig“.
Trotz der Beobachtung auf Distanz sah ich, wie sich zwei Tiere unweit meines Gartenstuhls paarten. Das Männchen verbiss sich im Genick des Weibchens und umschlang es mit dem Hinterleib, um zu kopulieren. Die Tiere ergreifen bei zu großer Annäherung schnell die Flucht und verschwinden in ihrem Versteck. Nur langsam und zögerlich wagen sie sich wieder hervor.
Man kann auch lesen, Eidechsen könnten zutraulich werden, aber so weit habe ich es noch nicht gebracht. Man braucht für die Tierfotografie im Freiland Geduld, Glück und eine ruhige Hand. Die Fotografie von Aquarienfischen, Terrarien- und Zootieren ist da natürlich einfacher ...
Abschließend sei noch gesagt, dass die Zauneidechse von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum „Reptil des Jahres 2020“ gewählt wurde, im Jahr 2011 war es die Mauereidechse. In den Roten Listen der meisten deutschen Bundesländer sind Eidechsen als „gefährdet“ oder sogar „stark gefährdet“ eingestuft, denn ihr Lebensraum wird Jahr für Jahr durch Baumaßnahmen und den Einsatz von Pestiziden eingeschränkt, sodass durchaus berechtigte Sorge für ihr ungehindertes Fortbestehen angebracht ist. Vor allem Gartenbesitzer sollten Lebensräume für diese interessanten Tiere schaffen! In diesem Sinne hat der Naturschutzbund Baden-Württembergs z. B. einen Aufruf für einen „eidechsenfreundlichen“ Garten gestartet.
Hubert F. Bollig
Betrifft: Editorial (DATZ 7/2020)
Hallo Herr Wolf, auch wenn ich inhaltlich Ihrem Editorial natürlich zustimme (besonders als Buchautor, nobody is perfect), möchte ich eine kleine Korrektur anbringen. Als Herausgeber der „Zeitschrift für aquaristische Literatur“ und eifriger Sammler bin ich über ihren „Autor“ Earl Schneider gestolpert. Tatsächlich stammt das Büchlein von Gene Wolfsheimer. In vielen deutschen Übersetzungen der amerikanischen Reihe „Enjoy your ...“ sind die Autoren noch angegeben, Earl Schneider ist dort als Editor (Redakteur) gelistet. In den deutschen Ausgaben „Freude an ...“ (ich empfehle übrigens das Büchlein „Freude am Chamäleon“ mit dem Bild einer lebend auf einer Bluse aufgebundenen Phelsume …) werden fast nie die Autorennamen angegeben. Eine Ausnahme bildet etwa „Freude an Skalaren“, Autor: Gene Wolfsheimer. Die Qualität dieser Büchlein ist extrem unterschiedlich, von gut bis kaum auszuhalten.
Mit freundlichen Grüßen,
Harro Hieronimus
Betrifft: „Quo vadis, Aquaristik?“ (DATZ 5 / 2020)
„Unzählige Spezies wurden und werden nur durch das Engagement privater Tierhalter vor dem Aussterben bewahrt.“ „Unser Hobby stellt keine Bedrohung für die wildlebenden Arten dar, sondern aktiven Naturschutz.“ „Nur was man kennt, das kann man auch lieben – und nur was man liebt, das will man auch schützen.“ „Alles verbieten zu wollen, ist sicherlich der falsche Weg.“
Zusammengefasst sind das für mich die wichtigsten Aussagen im informativen Artikel von Roland Schreiber über die Zukunft der Aquaristik. Aber treffen diese Zitate die Wirklichkeit?
Die genannten Thesen zielen vor allem auf die vielen Erhaltungszuchtprogramme ab. Sicher begrüßenswert, aber: Jede Zucht hat das grundsätzliche Problem, dass nur die ständige natürliche Auslese die Überlebensfähigkeit einer Art im Freiland sichert. Im Aquarium oder Terrarium ist es nicht möglich, zu entscheiden, welche Exemplare in der Natur herausselektiert worden wären. Man zieht unter Umständen auch Tiere auf, die in der Natur „besser“ gestorben wären – besonders, wenn es nur noch wenige Individuen einer Art gibt. Auch Aquarienfische und Terrarientiere entfernen sich genetisch und im Verhalten mit jeder Generation von dem, was sie als Wildtiere waren. Von der Rettung einer Art kann man nur sprechen, wenn sie nach absehbarer Zeit in ihren natürlichen Lebensraum zurückkehren kann. Einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten insbesondere Projekte zum Erhalt der Naturlandschaften unserer Pfleglinge. Erhaltungszuchten taugen dazu nur bedingt.
Im Zusammenhang mit der Vernichtung von Lebensräumen in den Heimatländern unserer Vivarientiere erwähnt Roland Schreiber die wichtige Rolle des Handels mit Aquarienfischen für die heimischen Fänger. Der Fischfang sichert ihnen ein Einkommen, und sie setzen sich für den Erhalt der Lebensräume ein. Das trifft bestimmt zu, aber das nachfolgende Beispiel leider auch: Eine große wissenschaftliche Untersuchung der Universität von Aveiro in Portugal aus dem Jahr 2017 hat über einen Zeitraum von zwei Jahren immer wieder tropische Meerwasserfische von drei europäischen Großhändlern auf Cyanidrückstände untersucht. Das Ergebnis: Bei 15 % aller untersuchten Fische konnten die Rückstände einer Cyanidvergiftung nachgewiesen werden (Vaz et al. 2017). Hauptsächlich bei Falter-, Kaiser- und Doktorfischen. Die Cyanidfischerei geht trotz des Verbots seit dem Jahr 1975 weiter. Offenbar führt das erzielte Einkommen nicht immer dazu, dass einheimische Fänger nachhaltig handeln. Das Cyanid richtet auch in den Riffen massive Schäden an, es tötet Algen und zerstört zusätzlich die Riffe selbst. (https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/illegale-girftfischerei-zyanid-zum-fang-tropischer-fische, aufgerufen am 01.05.2020).
Wie kam der berüchtigte Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) nach Europa, wo er die heimischen Schwanzlurche bedroht und insbesondere beim Feuersalamander zum Tod führt? Der „Salamanderfresser-Pilz“ wurde höchstwahrscheinlich mit dem Tierhandel aus Asien nach Europa eingeschleppt und verbreitet sich unter frei lebenden Feuersalamandern in den Niederlanden, Belgien und seit Kurzem auch in Deutschland.
Wie kam der Rotfeuerfisch in die Karibik, wo diese Fische ganze Riffe leer fressen und alle Bekämpfungsmaßnahmen bislang fehlschlugen? Es gibt nur Vermutungen, aber als wahrscheinlich gilt, dass einige Exemplare Mitte der 1980er-Jahre in Florida aus einem Aquarium ins Meer ausgesetzt wurden und sich die Fischart dann entlang des Atlantiks und Golfs von Mexiko bis an die karibischen Küsten ausbreitete.
Ein anderes unerfreuliches Beispiel ist der Marmorkrebs, der sich durch Jungfernzeugung vermehrt und die Krebspest übertragen kann. Die Tiere sind zunächst nur als Aquarientiere in Deutschland bekannt geworden, und die Vorkommen in Mitteleuropa stammen offenbar von ausgesetzten Aquarientieren ab.
Ich denke, wir Aquarianer und auch Terrarianer sind in erster Linie Naturnutzer. Wenn man aus privatem Interesse Tiere im Aquarium oder Terrarium hält, ist das eine Naturnutzung – ob es sich dabei um Wildfänge oder Nachzuchten handelt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns, wie z. B. die Angler und Jäger, auch als Naturschützer betätigen. Artenschutzprojekte sind ein Weg, aber auch die Zusammenarbeit mit Angelvereinen oder Naturschutzgruppen bei Renaturierungsmaßnahmen an heimischen Gewässern oder anderen Lebensräumen können Beispiele sein. Oder auch Spenden an Naturschutzorganisationen, die Projekte zum Schutz von Lebensräumen in den Heimatländern der Vivarientiere realisieren. Ein absolutes Tabu ist das Aussetzen gebietsfremder Arten. Alles verbieten zu wollen, ist jedoch der falsche Weg! Da schließe ich mich Roland Schreiber an.
Klaus Lampe
LITERATUR
Vaz, M. C. M., Esteves, V. I. & R. Calado (2017): Live reef fish displaying physiological evidence of cyanide poisoning are still traded in the EU marine aquarium industry. – Scientific Reports, 6566: 1–5.
Betrifft: Testlauf Oase Biomaster Thermo (DATZ 3 / 2020)
Auch ich habe zwei Filter dieser Serie bei einem Kunden installiert, und zwar das leistungsstärkste Modell, den Biomaster Thermo 600. Ergänzend ein paar Erfahrungswerte.
Beide wurden an ein 400-l-Aquarium für Cichliden angeschlossen. Einer der Filter reicht für maximal 600 l Volumen, die Filterung war also dreifach überdimensioniert. Anschluss und Inbetriebnahme verliefen reibungslos, die Strömung war ordentlich!
Nach drei Wochen Betriebszeit waren deutliche Geräusche zu vernehmen – es hatten sich Gase im Filter gebildet. Ich vermutete einen saugseitigen Widerstand. Der Ansaugstutzen war frei, weshalb der Vorfilter kontrolliert werden sollte. Hier nun das erste Problem: Obwohl der Unterschrank des Kunden höher war als ein Standardunterschrank, konnte der Vorfilter nicht im Schrank ausgebaut werden, da der Platz nach oben dafür nicht ausreichte! Das Gehäuse ist 48 cm hoch, der Vorfilter ebenso lang und muss nach oben herausgezogen werden. Ich musste also den Schlauchadapter abklemmen und den Filter aus dem Unterschrank heben. Da der Filter mit Wasser gefüllt war, war das schon umständlich. Dieses Problem tritt allerdings nicht auf, wenn der vom selben Hersteller passend gebaute Unterschrank Verwendung findet. Bei diesem sorgt eine ausziehbare Bodenplatte für die einfache Erreichbarkeit des Filters.
Außerhalb des Unterschrankes ließ sich der Vorfilter leicht ausbauen, war sichtlich verschmutzt und wurde gereinigt. Dabei kontrollierte ich auch den Hauptfilter. Hier nun die Überraschung: Das Filtermaterial des Hauptfilters sah völlig unbenutzt aus! Das biologische Trägermaterial der ersten beiden Filterkammern war strahlend weiß – keine Spur von einer dichten Besiedelung durch Bakterien. Auch die blauen Filtermatten waren sauber. Es war offensichtlich, dass praktisch nur der Vorfilter besiedelt und somit reinigungsaktiv war!
Die Geräusche waren nach der Vorfilterreinigung zwar weg, nach weiteren vier Wochen war der Filter aber wieder laut. Beim Ausbau bot sich dasselbe Bild: stark verschmutzter Vorfilter, sauberer Hauptfilter.
Um die Geräusche dauerhaft zu minimieren, reinigte ich diesmal neben dem Vorfilter auch das Ventilgehäuse desselben (laut Gebrauchsanweisung führt ein verstopftes Ventilgehäuse zu mangelhafter Entlüftung des Filters). Um diese Einheit zu zerlegen, braucht man allerdings drei Hände: Zum Öffnen des Bajonettverschlusses muss ein „Rasthaken“ eingedrückt und gleichzeitig der Verschlussring gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Damit einem die massive Metallfeder nicht entgegenspringt, müssen dabei sowohl der Verschlussring als auch das Vorfiltergehäuse sicher festgehalten werden. Hält man die Teile nicht ordentlich fest, fliegt einem die Feder um die Ohren ... Ich fand das grenzwertig. Die Ansaugeinheit war übrigens sauber. Die schnelle Geräuschentwicklung durch schlechte Entlüftung war konstruktionsbedingt. Nach Rücksprache mit Oase wurden die Filter ausgetauscht, und die neuen Modelle bleiben auch nach Wochen (mit demselben Vorfiltermaterial) laufruhig.
Meiner Meinung nach ist der Vorfilter gut gedacht, und wenn der Platz nach oben vorhanden ist, wirklich leicht zu reinigen. Aber: Die Porengröße der Filterschwämme ist mit 45 ppi (Poren pro Inch) meiner Meinung nach viel zu fein. Oase bietet noch Vorfilterschwämme mit 30 und 60 ppi an. Ich halte selbst die 30 ppi noch für zu fein. Wenn der Vorfilter nur den groben Schmutz zurückhalten würde, könnten die Materialien des Hauptfilters schneller besiedelt und der Vorfilter seltener gereinigt werden, und das gesamte Filtervolumen würde meiner Meinung nach besser ausgenutzt.
Weiter scheint mir der auch für Teichfilter angebotene biologische Träger Hel-X 13 für die Aquaristik nicht effektiv genug. Dessen Oberfläche liegt bei 805 m²/m³, das von Siporax beispielsweise bei 450 m²/dm², also dem 500-Fachen. Natürlich kann man den Filter nach eigenem Geschmack bestücken, es wäre aber gut, wenn Oase hier nachrüsten könnte.
Sehr schön finde ich die Lösung mit dem integrierten Heizstab! Im Vergleich zu anderen Herstellern kostet bei Oase die Thermo-Version sogar 5 € weniger, als wenn man Filter und Heizer einzeln kaufen würde (Aufpreis von BioMaster zu BioMaster Thermo lediglich 20 €). Auch kann der Heizer leicht ausgetauscht werden, falls er einmal kaputtgeht.
Petra Fitz