Reisen
... bin hinterm Haus, schnorcheln!
Unverhofft kommt oft. Oder: Manchmal wird man zu seinem Glück förmlich gezwungen. | von Rainer Stawikowski
Es ist ärgerlich. Seit Tagen gibt es kein Benzin mehr, die meisten Tankstellen auf Kreta haben geschlossen, die Tanklastfahrer der Treibstofflieferanten streiken. Die Hintergründe kennen meine Frau und ich nicht, wir wissen auch nicht, wie lange der Ausstand dauern soll.
Unser Urlaub ist fast zu Ende, einen Tag haben wir noch. Aber wir sind nicht mehr mobil, unser Sprit reicht gerade für die Rückfahrt zum Flughafen in Iraklion. Schon während der beiden letzten Tage sind wir sparsam damit umgegangen, haben nur kleinere Ausflüge unternommen und die nötigen Einkäufe erledigt. Heute muss das Auto stehen bleiben.
Was also tun an diesem herrlichen Sommertag? Der Himmel ist wieder so blau wie auf den Prospekten, die für das Reiseziel Hellas werben, aquamarin über zerklüfteten Felsen, die rötlich braun einen weißen Sandstrand vorbildlich malerisch einrahmen. Das glasklare Wasser der Ägäis lädt zum Schwimmen, Schnorcheln oder Tauchen ein.
Eine ernüchternde Reise an den Lago de Izabal und seine Zuflüsse
Die Hinweise des Auswärtigen Amtes sind alles andere als ermunternd. Von einer der höchsten Mordraten auf der Welt ist da zu lesen. Davon, dass bewaffnete Überfälle an der Tagesordnung sind und Schusswaffen rücksichtslos gebraucht werden. Angriffe auf Busse, Taxen und Touristen gehören zum Alltag in Guatemala … | von Ernst Sosna
Vor 20 Jahren hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, dieses wunderschöne Land in Mittelamerika mit seinen einzigartigen Landschaften und seiner beeindruckenden Tierwelt zu erleben. Viele Flüsse begeisterten mich mit ihrem klaren Wasser und überwältigenden Artenreichtum, sodass ich mir vornahm, diesen Besuch eines Tages zu wiederholen. Jetzt ist es so weit.
Eine Station ist Flores, eine Stadt auf einer Insel im Peten-See. Damals war der Peten das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet Mittelamerikas. Die Pisten dorthin verdienten den Namen „Straße“ nicht. Heute führen breite Asphaltbänder in diese Gegend, gesäumt von Palmenplantagen, so weit das Auge reicht. Ihnen und den endlosen Viehweiden wurden weite Teile des Waldes geopfert.
Der 16 Quadratkilometer große Nationalpark Tikal bei Flores sieht aus wie eine Regenwaldinsel im Weideland. Die Tiere eines ehemals riesigen Areals finden hier auf engstem Raum eine letzte Überlebensmöglichkeit. Entsprechend häufig sieht man sie, trotz der Besucherströme, die täglich in den Park einfallen. Da huscht ein Ozelot am helllichten Tag über den Weg, streifen Nasenbären durch das Unterholz, lärmen Langarmaffen in den Wipfeln der Bäume.
Die Tempelanlagen von Tikal dürfen nicht mehr bestiegen werden. Die Spuren an den eindrucksvollen Gebäuden, die die Touristenmassen in wenigen Jahrzehnten hinterließen, waren schlimmer als die der Natur in Jahrhunderten. Jetzt bewahrt man sie vor weiteren Schäden. Die Hinterlassenschaften der Mayas beeindrucken sowohl durch ihre monumentale Größe als auch durch ihre wundervolle Lage in der immergrünen Umgebung.
Nahe der Grenze zu Belize geht es hinunter an den Lago de Izabal. Regenwald? Fehlanzeige! Die seeartige Erweiterung des Río Polochic steht unter dem Einfluss der Gezeiten. Bei Flut drückt das Meer sein Wasser weit in die Mündungszone. Der Schwarzgürtelbuntbarsch (Vieja maculicauda) ist hier allgegenwärtig, seine Salzverträglichkeit seit Langem bekannt. Sie begünstigte seine Ausbreitung auf der atlantischen Seite der Landbrücke, sodass er von allen mittelamerikanischen Cichliden das größte Vorkommensgebiet hat.
Meeresbiologische Zeitreise an die lykische Küste
Tauchgänge ins glasklare Wasser der türkischen Ägäis gleichen einer Zeitreise in die maritime Vergangenheit dieser Mittelmeerregion. Fische und Schildkröten leben bei neuzeitlichen und antiken Wracks, uralte Steinanker und zahlreiche Amphoren schmücken ebenso wie riesige Schwämme Tauchplätze mit atemberaubender Sicht.
| Von Cornelia und Falk Wieland
Rund um Kaş reichen malerische Gebirgszüge bis ans Meer. Weit gereiste Menschen schildern die lykische Küste als einen der schönsten Plätze der Welt. Die Berge der Teke-Halbinsel, ein Ausläufer des Taurus-Gebirges, erschweren den Landzugang. So ist Kaş vor allem eine Hafenstadt geblieben, die von den beiden Flughäfen Dalaman und Antalya jeweils erst nach dreistündiger Autofahrt über kleine Straßen zu erreichen ist.
Die Meeresbucht vor Kaş
Die kleine Provinzstadt ist ein malerisch an den Gebirgshang gebauter Ort mit weniger als 5.000 Einwohnern. Von den Hellenen unter dem Namen Antiphellos errichtet, war Kaş ein bedeutender Schwammfischer- und Handelshafen. Wo heute die Ausflugsschiffe und Tauchboote schaukeln, wurden einst Eicheln, Schwämme und Zedernholz verladen. Unter römischer Verwaltung galt Kaş als die wichtigste Stadt der Region. Zurzeit präsentiert das für türkische Verhältnisse nahezu kosmopolitische Städtchen eine Mischung aus alter Kultur und orientalischer Gastfreundschaft.
Die Stadt ist auffallend grün. Palmen und uralte Olivenbäume bestimmen das Bild. Gassen voller freundlicher Menschen begrüßen uns vielsprachig. Die über und über mit Blüten bedeckten Bougainvilleen und rote Granatäpfel schwanken im Seewind, der Hafen- und Schiffsdiesel-Geräusche heranweht. Kaş hat eine ausgezeichnete Gastronomie. Man könnte gut allein zum Baden und Schlemmen hierher reisen.
Der zentrale Platz mit dem Atatürk-Denkmal, der Moschee und den verlockenden Lokalen präsentiert Kaş als typisch türkische Kleinstadt. Der seit uralter Zeit bestehende Hafen, die pittoresken Gassen mit den alten Häusern im griechischen Baustil und die lykischen Sarkophage lassen noch viel vom Flair der weltoffenen Antike des Antiphellos spüren. In Sichtweite des Hafens liegt, nur vier Seemeilen entfernt, Griechenlands östlichste Insel – Meis – und bezeugt die enge Nachbarschaft der Kulturen.
Die lykische Küste mit ihrer spannenden Geschichte findet mit den antiken Stätten von Kekova, Myra, Patara, Letoon und Xanthos ganz nah bei Kaş ihre Fortsetzung. Sankt Nikolaus, der Schutzheilige der Seefahrer und Kinder, wurde in Patara geboren und hatte in Myra seine Kirche.
Empfehlenswert ist aber auch ein Ausflug ins wilde Flusstal von Saklikent, wo außergewöhnliche Gastronomie und „Action“ am Wasser eine erlebenswerte Verbindung eingehen.
Ein tropisches Paradies in Mitteleuropa (2)
Thermalbäder gibt es in Europa etliche, die vielfältige Lebensgemeinschaft des Warmbachs im österreichischen Villach ist jedoch einzigartig. | Von Uwe Dost
Der Villacher Warmbach, der Abfluss der Therme Villach, ist ein – wenn auch nur sehr kleiner – Tropenbach in Kärnten. Ausreißer aus einer Zuchtanstalt für tropische Pflanzen und Fische, aber wohl auch Aquarianer sorgten für vielfältiges exotisches Leben mitten in Europa. Allerdings gelang es nur wenigen Arten, sich selbst erhaltende Populationen zu bilden.
Fischen verboten
Erstmals besuchte ich den Warmbach Ostern 2011 und war sogleich begeistert von den üppigen Wasserpflanzenbeständen. Eine Veröffentlichung des Lebensmittelministeriums Österreichs („Aquatische Neobiota in Österreich“) listet die aquatischen Neophyta auf. Das sonnige Kärnten weist von allen österreichischen Bundesländern mit 61 Arten die meisten exotischen Wasserpflanzen auf; 15 Spezies kommen ausschließlich im Villacher Warmbach vor.
Bei meinen drei Besuchen traf ich stets folgende Pflanzenarten an: den Genoppten Wasserkelch, Wendts Wasserkelch, den Indischen Wasserfreund, das Kriechende Heusenkraut, die Muschelblume, das Mexikanische Eichenblatt und die Gemeine Sumpfschraube (siehe Kasten).
Aller Anfang ist schwer
Auf den ersten Metern hinter dem Thermenauslass zwischen Warmbader Straße und Bahndamm ist aquatisches Leben im Warmbach rar. Wasserpflanzen gibt es keine, Fische nur manchmal und dann Einzelexemplare. Im Juni 2016 sah ich dort einen großen Karpfen und einen Hemichromis. Jenseits des Bahndamms direkt hinter der Straßenbrücke waren stets dichte Gruppen von Cryptocoryne wendtii auszumachen.
Ende April 2011 war das gesamte Bachbett bereits nach wenigen weiteren Metern stark verkrautet und wies undurchdringliche, auch über der Oberfläche wachsende Bestände von Indischem Wasserfreund (Hygrophila polysperma) und Mexikanischem Eichenblatt (Shinnersia rivularis) auf. An den Ufern gedieh Heusenkraut (Ludwigia cf. repens).
den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 8/2017
Ein tropisches Paradies in Mitteleuropa (1)
In Kärnten, in der Nähe von Klagenfurt am Wörthersee, wohnt ein Teil der Verwandtschaft unseres Autors, weshalb er früher den einen oder anderen Familienurlaub in Österreich verbrachte. Als Aquarianer an allem Leben im und am Wasser interessiert, besuchte er dann immer die Gewässer der Umgebung, aber erst in fortgeschrittenem Alter „entdeckte“ er ein außergewöhnliches Fließgewässer, einen „Tropenbach“ mitten in Europa: den Abfluss der Thermalquellen von Villach. | von Uwe Dost
Dabei war der Warmbach in Villach in Aquarianerkreisen schon vor Jahrzehnten für seine tropischen Wasserpflanzen und Fische berühmt. So bemerkte Feucht (1967), dass er – Spross eines Aquarianers – bereits in jungen Jahren gern dem Fachsimpeln seines Vaters und dessen Gesinnungsgenossen lauschte. Immer wieder war von einem „Zierfischparadies, einem Mekka mitten in Europa“, die Rede, von einem tropisch warmen Bach mit herrlichen Urwaldfischen und -pflanzen.
Dessen genaue Lage jedoch wurde als geheimes Insiderwissen gehandelt und der Allgemeinheit nicht preisgegeben. Feucht hatte nur vage Angaben – „irgendwo in Kärnten, nicht allzu weit von der Grenze zu Jugoslawien“ –, als er sich selbst Jahre später auf die Suche nach diesem Eldorado begab. Nach „ermüdenden Fußmärschen und einigen Fehlschlägen“ fand er schließlich den geheimnisvollen Bach.
Übrigens gab Feucht nach seiner erfolgreichen Suche den Bitten der Aquarien-Magazin-Redaktion, seinem Artikel eine Kartenskizze beizufügen, nicht nach, befürchtete er doch, dass unvernünftige Hobbyisten diesen traumhaft schönen Biotop plündern könnten ...